Die Orgel

Die Geschichte der Orgel

1750 erste Nachricht über eine Orgel in Maria Dreieichen von Ignatz Casparides aus Znaim.

1761 erfolgte eine Reparatur des Werkes durch Igantz Casparides, die Anlass zu einer Auseinandersetzung mit Sr. Excellz. Seel. Graf von Hoyos sambt der übrigen Herrschaft unter welcher auch der dermahlige R.H. Graf Ernest ware.

1773 erfolgte neuerlich eine Reparatur, da schon wieder einige Pfeifen abhanden gekommen waren, sodass der orgl macher zu znaimb Ignatz Casparides vor ausbesserung der orgl, und zusamstimung deselben, auch darzugebung deren Pfeiffen zehn Gulden erhielt.

20. Dezember 1778, nach Fertigstellung des Kuppelbaus kam es zum Vertragsabschluss über die Errichtung einer neuen Orgel mit dem Wiener bürgerlichen Orgelbauer Anton Pfliegler, der auch schon zuvor im Stift Altenburg eine Orgel gebaut hat.

Am 5. Februar 1779 wird über die erste Abschlagszahlung von fünfhundert Gulden berichtet: …durch den gräflich Hoyosischen Herrn Inspectorem Johann Leopold Zeilers richtig und bar bezahlet worden.

Die einzelnen Bestimmungen des Vertrages werden wohl dieselben wie des Vertrages für die Altenburger Stiftsorgel gewesen sein. Darin verpflichtet sich Pfliegler die Orgel nach dem von beiden contrahirenden Theilen unterschriebenen Riß zu gestalten und auch die Bild-Hauer-Arbeit zum Kasten und ganzen Orgl-Werk und die hierzu erforderliche Schlosser-Arbeit, als Schraufen zum Registerzügen, Winkelhacken und was sonsten an derley Zugehör benöthiget sein wird, herbey zuschaffen. Gesondert vom Auftraggeber zu besorgen und bezahlen war die Verfertigung des Gehäuses. Ferner hatte er das Lindenholz für die Schnitzarbeiten beizustellen und – ebenso wie das alte Orgelwerk nach Fertigstellung des neuen – auf eigene Kosten nach Wien, die fertigen Orgelteile aber in das Stift transportieren zu lassen. An Naturalbezügen erhielt Pfliegler während der Zeit der Aufstellung der Orgel für sich und seine Gesellen freies Quartier und die ordentliche Convent-Kost nebst Täglich ein Maaß Weinn und Vier Laibl convent-Brod, für jeden deren Gesellen aber zur Jausen jedem ein Seitl Wein und ein Laibl Convent-Brod.

Beratenden Einfluss auf die Entstehenden Werke nahm in Maria Dreieichen sicher bereits wie schon in Altenburg der Profess des Stiftes und Regenschori P. Maximilian Markl, von dem sich Bemerkungen, so bey zu errichtendem neuen Orgl-Werck wohl zu beobachten sind, in 38 puncten bestehend im Archiv des Stiftes erhalten haben.

8. September 1780, nach mehr als zwanzig Monaten Bauzeit war das Werk vollendet, zum Fest Mariä Geburt wurde die Orgel zum ersten Mal „geschlagen“.

Bis 1805 hatte Anton Pfliegler die jährliche Pflege und Stimmung der Orgel inne, ab 1805 – 1809 wurden die jährlichen Stimmungs- und Pflegearbeiten durch seinen Sohn Johann Pfliegler durchgeführt.

1812 erhielt Johann Georg Seybert, Orgelbauer von Wien sechzig Gulden Wiener Währung für eine Orgelreparatur bey hiesiger Pfarr 3 Eichen.

Am 20. September 1817 quittierte der in Augsburg geborene und von 1816 bis 1845 nachweisbare Orgelbauer aus Klosterneuburg Johann Georg Fischer den Erhalt von fünfzig Gulden Vor die Reparatur und Stimung der Orgl.

1822 berichtet Pfarrer P. Karl Hofmann OSB: Die prächtige Orgel wurde im Jahre 1780 von Anton Pfliegler aus Wien erbautet . Sie ist ein 8 Fuß im Principal, mit 16 Fuß hohem und offenem Bordon, dann mit einem bedeutenden Schnurr-Basse versehenes Werk, hat 24 Register, 2 Manuale und gut besetzte Pedale. Vier Blasbälge, deren jeder 9 Schuh lang und 5 Schuh breit ist, werden in einem Seitenthurme getreten. Der Ton der Orgel selbst ist eben so angenehm als lebend.

1830, 1834 und 1835 wird mit dem „bürgerlichen Orgel und Instrumentmacher“ Ignatz Reinold und seinem Gehilfen Johann Prischel aus Znaim wieder ein das Werk betreuender Orgelbauer namentlich genannt. 1836 vermerkte er im Orgelkasten, dass er in diesem Jahr die Orgel um einen Halbton höher gestimmt habe.

Ab 1837 ist Mathias Metall aus Horn nachweisbar, am 31. Dezember 1880 bestätigte der Regenschori Matthias Brand die Reparaturarbeiten zur vollsten Zufriedenheit.

1896 dürften durch Metall die Klaviaturen mit den damals üblich gewordenen weißen Unter- und schwarzen Obertasten erneuert worden sein.

1899 berichtet das Gedenkbuch der Pfarre, dass am 30. Juni ein Blitz in beide Türme und den Orgelkasten eingeschlagen habe, ohne zu zünden oder (bis auf die Abspaltung eines Holzspanes) größeren Schaden anzurichten.

Im September 1905 erfolgte ein umfangreicherer (im Vergleich zum Schicksal anderer Orgeln aber immer noch kleinen) Eingriff, dies meldet eine Rechnung des Kremser Orgelbauers Franz Capek (1857 – 1938) . Neben Zerlegen und Reinigen der Orgel, Neubelegung der undichten Ventile und Austausch schlechter Ventilfedern verrechnet er darin auch Ein neues Register Gamba 8‘ von C-H aus Zink von c-d‘‘‘ aus Zinn. Aus dem alten Material bz: Pfeifen wurde ein Salicional 8‘ gemacht und Eine neue Suboctav-Coppel zweites Manual zum ersten Manual. Capek hatte bereits im April eine kleine Reparatur durchgeführt und war für den Sommer zu einer gründlichen Reinigung, Überholung und Stimmung bestellt worden. Warum er darüber hinaus – für das Pfarramt völlig überraschend – eine neue Gamba 8‘ und eine Suboctavkoppel eingebaut hat, erläutert er in einem Schreiben vom 12. September: … habe ich gefunden, daß in der großen schönen Orgel eigentlich kein richtiges Soloregister und kein 16 Fuß enthalten ist. Ich habe nun freiwillig, weil das eine Stiftspfarre ist und ich noch keine Arbeit für dieses Haus gemacht habe eine neue Gamba aus Zinn und eine Submanualcoppel 16 Fuß gemacht, wodurch die Orgel nicht nur einen schönen Klang bekommen hat, sondern auch viel kräftiger klingt, wie es früher der Fall gewesen ist. Dieses kann auch Herr Hof Kapellmeister Böhm bestätigen, weil er die Orgel früher gekannt hat und bei der Collaudirung den Wert der beiden neuen Register besonders hervorgehoben hat

Die alte Manualkoppel war mittels zweier Züge an den Klaviaturbacken zu betätigen. Um nun einen Registerzug für die neue Suboktvavkoppel zu erhalten, verzichtete Capek auf das Register Bombarde 8‘ und verwendete diesen Registerzug für seine Koppel; glücklicherweise ließ er aber die ganze Stimme unberührt in der Orgel stehen.

Die Prospektpfeifen wurden im Ersten Weltkrieg (wie auch im Zweiten) „wegen kunsthistorischem Wert “ von der Buntmetallpfeifenablieferung befreit

1939 wurde ein neues elektrisches Gebläse durch die Firma Klakla eingebaut

1959 wurden erstmalig nach mehr als 50 Jahren wieder Reinigung und Stimmungsarbeiten durch den Organisten der Buckow-Orgel der Piaristenkirche „Maria Treu“ in Wien Hans Smejkal durchgeführt.

In den Jahren 1964 – 1967 erfolgte eine Restaurierung und Rückführung der Orgel auf den Originalzustand durch den Wiener Orgelbaumeister Arnulf Klebel.

Riss quer über die Unterseite der Windlade, Wind strömt dadurch aus.
mit Papier geklebter Riss an der Unterseite der Windlade

Restaurierung

Seit dem Jahr 2000 gibt es Bestrebungen das Instrument neuerlich einer Restaurierung zu unterziehen.
Durch die – wie in einer Wallfahrtskirche üblich – starke Beanspruchung sind die Trakturen ausgeschlagen und ausgespielt, seit mehr als 50 Jahren wurde die Orgel weder gestimmt noch gereinigt, die Pfeifenenden und -füße sind durch unsachgemäße Reparaturarbeiten stark in Mitleidenschaft gezogen und deformiert, Lötstellen gehen auf. Dies hatte zur Folge, dass es im Herbst 2015 zu einem dramatischen Absturz einer großen Pfeife aus dem Prospekt kam. Ein Riss in der Windlade des Pedals (Ventilkasten) konnte nur notdürftig geflickt werden. Die nicht originale Balganlage ist am Ende ihrer Lebenszeit.

das Ergebnis: eine völlig deformierte Pfeife
eingesunkener Pfeifenfuß und Staub, Staub, Staub…
eingesunkene Pfeifenfüße zusätzlich zu schlechten Reparaturarbeiten und wieder Staub, Staub, Staub…
Oktober 2015 – Absturz einer großen wertvollen Pfeife

Disposition

Hauptwerk
Principal 8′
Portun 8′
Salicinal 8′
Quintadena 8′
Octav 4′
Spitz Flauten 4′
Quint 3′
Super Octav 2′
Mixtur 2′ fünffach
Cimbal 1′ dreyfach

Manualkopplung
Anzug Clavier zum Pedal

Positiv
Copl 8′
Principal 4′
Flötten 4′
Dulciana 4′
Octav 2′
Mixtur 1′ dreyfach

Pedal
Portun Pahs 16′
Sub Pahs 16′
Principal Pahs 8′
Octav Pahs 8′
Cornett Pahs 4′ vierfach
Bombard Pahs 16′
Bombard Pahs 8′

Klangbeispiele

(Livemitschnitte eines Konzertes am 13.9.2015, Dr. Dr. Wolfgang Reisinger)

Georg Muffat (1653 – 1704)
Toccata secunda aus dem Apparatus musico organisticus

Justinus Heinrich Knecht (1752 – 1817)
Orgelsonate in C-Dur für Geübtere

Manuel Fröschl im Rahmen eines Gottesdienstes an der Pfliegler-Orgel